Von Explosion bis Umweltgefahr: Wie Unternehmen mit einem anspruchsvollen Gefahrstoff umgehen sollten.
Lithium-Ionen-Batterien gelten als Herz moderner Technologie – vom Smartphone bis zum Gabelstapler. Doch je mehr diese leistungsstarken Energiespeicher in industrielle Anwendungen Einzug halten, desto drängender wird die Frage nach einem sicheren und gesetzeskonformen Umgang. Besonders relevant ist dies für Unternehmen, die Lithium-Ionen-Batterien lagern, bereitstellen oder rückführen – sei es in kleinen Mengen oder als zentrales Logistikgut.
Brandgefährlich bei Fehlbehandlung
Der zentrale Risikofaktor ist die hohe Energiedichte. Bei mechanischer Beschädigung, thermischer Überlastung oder elektrischer Fehlfunktion kann es zur Selbstentzündung oder Explosion kommen – nicht selten mit schwerwiegenden Folgen für Mensch, Material und Umwelt.
Ein Fall aus Niedersachsen (2022) zeigt die Tragweite: Ein Container mit beschädigten E-Bike-Akkus geriet auf dem Betriebsgelände eines Entsorgungsunternehmens in Brand. Die Einsatzkräfte konnten die Lage erst nach mehreren Stunden unter Kontrolle bringen – begleitet von Rauchentwicklung, Wasserverschmutzung und erheblichem Sachschaden.
Vorschriften und Empfehlungen
Gemäß der TRGS 510 (Technische Regeln für Gefahrstoffe) gelten Lithium-Ionen-Batterien mit einem Energieinhalt von mehr als 100 Wh als Gefahrstoff. Das bedeutet u.a.:
- Lagerung in brandschutztechnisch geeigneten Bereichen (Brandabschnitte, Feuerwiderstand mind. F90)
- Begrenzung der Lagermenge je Einheit und Fläche
- Schutz vor mechanischer Beschädigung und Umkippen
- Kennzeichnung der Lagerbereiche nach GHS und Gefahrgutrecht
Ergänzend raten Fachverbände wie der ZVEI oder die BG RCI zu Maßnahmen wie:
- Verwendung brandsicherer Lagerboxen oder Lagerschränke
- Separierung defekter oder gebrauchter Batterien
- Temperaturüberwachung und Rauchdetektion
- Schulung der Mitarbeiter im Umgang mit kritischen Situationen
Praktische Herausforderungen
In der Praxis treffen Unternehmen oft auf Zielkonflikte: Lagerflächen sind knapp, Prozesse sind auf Effizienz getrimmt, und das Wissen über Lithium-Risiken ist bei vielen Mitarbeitenden begrenzt. Hier sind technische und organisatorische Lösungen gefragt – z. B. die Trennung von Lade- und Lagerzonen, die Kennzeichnung defekter Einheiten und Notfallpläne für den Ernstfall.
Nachhaltigkeit und Entsorgung
Ein oft unterschätztes Thema ist die Entsorgung: Lithium-Zellen gehören nicht in den normalen Elektroschrott, sondern müssen als gefährlicher Abfall gemäß AVV 16 06 05* behandelt werden. Unkontrollierte Lagerung von Altbatterien kann hier schnell zum Haftungsrisiko werden – rechtlich wie ökologisch.
Fazit
Die Lagerung von Lithium-Ionen-Batterien erfordert deutlich mehr als das Bereitstellen von Regalen oder Palettenflächen. Wer sich mit diesem Gefahrstoff befasst, sollte das Thema ganzheitlich denken – von baulichem Brandschutz bis hin zur Mitarbeiterschulung. Die gute Nachricht: Es gibt bewährte Lösungen, die sich in vielen Branchen bereits etabliert haben.